Überblick über die Technik und Wasserzuführung
Die Getreide - und Ölmühle mit den drei Mühlrädern wird „oberschlächtig“ betrieben, früher durch den durch den Klosterhof gehenden Mühlbach, heute durch ein von Zisternen gespeistes Pumpwerk. Dabei wird das Wasser über einen Kanal von oben auf die Mühlräder geleitet, die über einen größeren Durchmesser verfügen und auch bei geringem Wasserangebot noch genügend Antriebskraft verfügen.
Seligenstadt verfügt heute mit Ausnahme eines einzigen Bachlaufs über kein natürlich fließendes Gewässer mehr. Aus diesem Grunde wurde für den jetzigen „Schaubetrieb“ ein künstlicher Wasserkreislauf geschaffen, der auf seiner gesamten sichtbaren Strecke im historisch belassenen Mühlenzulaufkanal verläuft. Da die Bachquellen versiegt sind, wird Wasser der Abteigebäudeflächen gesammelt und gespeichert, so dass durch einen Pumpenkreislauf der Mühlenbetrieb wieder ermöglicht wird. Die Zisterne wird außerdem zur Bewässerung der Abteigärten genutzt.
Der Mühlbach, ehemals der wasserreichste Bach Seligenstadts, entsprang im Zellhäuser Bruch (sehr feuchtes Gebiet westlich von Zellhausen, vermutlich durch eine Altarm des Mains entstanden) und wurde künstlich an den Klosterbereich herangeführt.
Er durchzog das Abteigelände in einem großen Bogen von Süden nach Norden. Im weiteren Verlauf ausserhalb der Klostermauern trieb dieser Bach auch noch die „Bollemühle“ oder „Rote Mühle“ (heutiger Eis-Kaiser) an, bevor er sich etwa im Bereich des heutigen Fähranlegers in den Main ergoss. Es gab aber noch sechs weitere Mühlen in Seligenstadt, auch der alte Name „Obermulinheim“ zeugt von einer gewissen Bedeutung als Mühlenstandort.
Da die Wassermenge des Mühlbachs recht groß war, konnten damit drei Wasserräder mit je einem Mahlgang, einem Schrotgang und einem Ölstampfgang in Bewegung gesetzt werden. Während der Mahlgang mit angeschlossenem Beutelkasten zum Mahlen der Körnerfrüchte diente, wurden im Schrotgang die für die Tierwelt bestimmte Fruchtart geschrotet und im Ölstampfgang ölhaltige Früchte (z.B. Leinsamen und Bucheckern) zu Brei zerstampft, der anschließend in der Ölküche in einer Keilpresse mit Muskelkraft kalt ausgeschlagen wurde.